Ich schätze mich glücklich, ich hab zwar mehrere Narben aber keine ernsthafte Verletzungen.
Nein, ist nichts passiert, ich rede von Blessuren die ich mir im laufe der Zeit zugezogen habe, eine Sammlung von Ereignisse verteilt auf meine Haut.
Manche davon waren verdammt schmerzhaft, einige sind fast nicht mehr sichtbar, andere sind wie ein Stempel eingeprägt. Narben sind wie Einträge in mein Curriculum, sie markieren Momente in mein Leben und wenn meine Finger darüber gleiten werden Erinnerungen wach.
Ich hab eine am linken Knie die durch ein Hundebiss zustande kam, ich war glaub ich 6 Jahre alt als es passierte, meine Hände erzählen auch verschiedene Geschichten: von Messerschnitte bis Arbeitsunfälle. Ich hab auch eine geteilte Narbe, ich bin mal mit mein Fahrrad gestürzt und zehn Sekunden später ist mein Schulfreund auf derselbe stelle auch “dazugestossen”. Wir lachen Heute noch darüber.
Es gibt aber Narben die nicht sichtbar sind und doch sehr präsent bleiben, es ist dabei kein Blut geflossen aber trotzdem ungemein schmerzhaft. Das sind die seelische Verletzungen, tief begraben im innere und doch so spürbar. Die Freundin die mich damals für ein Idiot verlassen hat, Todesfälle, verpasste Chancen.
Manche solche Ereignisse möchte man vergessen, einige kann man nicht und andere sollte man nie vergessen. Es passiert einfach so, der gedankliche Finger gleitet über diese seelische Narben und die Erinnerung daran läuft dann wie ein Film. Das empfinde ich aber nicht negativ, melancholisch vielleicht aber nicht was mich aus der Bahn wirft. Narben, egal in welcher form, sind dauerhafte Markierungen, ein Index für Erlebnisse und wir alle sind die Summe von alles was wir erlebt haben. Ich mag meine Narben egal wie hässlich die auch sind, sie sind ein Teil von mir und von meine Geschichte.
Narben sind das Zeichen das wir gelebt haben, das wir gefallen und wieder auferstanden sind.